Die romanisch-gotische Basilika, die den Besucher auf dem Berggipfel empfängt, wurde im Laufe mehrerer Jahrhunderte realisiert und öfters modifiziert. Man erkennt drei Baustile: den romanischen im Chorbereich, der genau zum Punkt der aufgehenden Sonne am 29. September – Fest von St. Michael – ausgerichtet ist und im ersten Joch mit den jeweiligen Fenstern und Rundsäulen; den romanischen Übergang in den zwei folgenden Jochen mit Bündelpfeiler und Spitzbogen; und einen gotischen der Piacenzer Schule in der Dekoration des großen Apsisfenster und in den Fenstern der beiden Seitenapsiden.
Der Anfang des Kirchenbaues ist schwierig nachzuweisen, es wird angenommen, dass Abt Stefano (1148-1170) den Auftrag dazu gab. Die ursprüngliche Decke mit Kreuzgewölbe stürzte ein und wurde im 17. Jh. durch ein schweres Tonnengewölbe ersetzt, das sich negativ auf die Stabilität der Außenmauern auswirkte und deren Einsturz drohte. Bei den Konservierungsarbeiten, die 1937 beendet wurden, wurde das Tonnengewölbe mit einem dreifachen Kreuzgewölbe ersetzt.
Das Kircheninnere weist wuchtige Pilaster, zahlreiche kleine Säulen, Lisenen und Konsolen auf, alle mit eindrucksvollen symbolischen Kapitelle (139) verziert.
Interessant ist im Mittelschiff auf der linken Seite der erste Pfeiler, weil unten 15 Zentimeter des Berggipfels zum Vorschein kommen.
Die drei Apsiden treten durch die Verkleidung von roten Ziegelsteinen hervor.
Die bildhauerische Dekoration der Umrahmung des großen Mittelfenster stellt die wichtigsten Propheten Jesajas, Jeremias, Daniel und Ezechiel im oberen Teil dar, der Untere wird von der Verkündigung eingenommen, in der Erzengel Gabriel Maria die frohe Botschaft bringt. Sehenswert ist das mystische liebenswürdige Antlitz Marias.
Über den Lisenen, seitlich vom Fenster, sind die vier Evangelisten (Mathäus, Markus, Lukas und Johannes) mit ihren Symbolen angebracht. Das Ganze hält zum Innehalten ein, um die religiöse Aussagekraft aufzunehmen.
Der Alte Chor befindet sich ganz hinten, hat einen unregelmäßigen Grundriss und ist der verbliebene Teil der „Hugo – Kirche“, in dem sich Malereinen aus dem 15. und 16. Jh., sowie zehn der 16 Steinsarkophagen der Savoyer Familie befinden.
Die Leichname der Savoyer Prinzen wurden am 25. Oktober 1836 aus dem Turiner Dom hierher gebracht, als König Carlo Alberto die Abtei der Kongregation der Rosminianer anvertraute.
URHEILIGTUM
Es befindet sich unterhalb des Bodens der Basilika und besteht aus drei nebeneinander liegenden Kapellen, die den primitiven Kern des Heiligtum bilden. Die Hypothesen über die Entstehung sind zahlreich und verflochten, weil es an sicherem Quellenmaterial fehlt.
Die Wissenschaftler stimmen darüber ein, dass es sich hier um die erste bauliche Struktur handelt, die mit dem Kult von St. Michael verbunden ist. Die größere Kapelle mit der Felsenrückwand ist ein Erweiterungsbau der beiden anderen Kapellen. Ihr Entstehen geht auf das ausgehende X Jh. zurück und wird San Giovanni Vincenzo zugeschrieben – also der heiligste Ort in der Sacra.
TRIPTYCHON VON DEFENDENTE FERRARI (ca. 1520)
Es ist das wertvollste Kunstwerk, das die Sacra noch besitzt. Nach der Restaurierung hat es seinen Platz im Alten Chor gefunden.
In Bildmitte ist auf goldenem Hintergrund eine auf einem Halbmond stehend und von 12 Cherubinen umgeben stillende Gottesmutter dargestellt. Seitlich links: St. Michael bezwingt Satan; rechts: S. Giovanni Vincenzo stellt den Auftraggeber des Werkes, Urbano von Miolans (1503-1522), der Jungfrau vor. Die Anmut des Kindes ist entzückend, die Füßchen in naturgetreuer Stellung. Das zarte Gesicht Marias und ihr bescheidener Blick strahlen Vertrauen aus. Unterhalb des Bildes auf der Predelle hat der Künstler Maria Heimsuchung, Geburt Christi und die Anbetung durch die Waisen gemalt.
MARIA HIMMELFAHRT FRESKO (1505)
Beim Eintritt in der Kirche ist links das größte auf der Sacra erhalten gebliebene Fresko von 6.30 x 4.00 m zu bewundern. Hauptsächlich ist es das Werk von Secondo del Bosco (1605) und seiner Schüler. Der Maler hat die Fläche in drei Szenen unterteilt: Grablegung Jesu, Entschlafen Marias (seltenes Motiv) und Marias Aufnahme in den Himmel. Die eindruckvollste Bildszene ist die Grablegung, wegen des schmerzlichen Ausdruck der Gesichter, der zentrierten Bewegung der dargestellten Personen und der einfachen frischen Farben.
FRESKO DER LEGENDE (1600)
Die rotweiße Malerei befindet sich auf der Nordwand des Alten Chores und fasst Geschichte und Legende der Gründung des Heiligtum zusammen: San Giovanni Vincenzo bereitet Holzbalken für das Michael-Kirchlein auf dem Berg Caprasio vor (oben rechts);
Engel und Tauben transportieren die Balken vom Caprasio zum Pirchiriano (oben Mitte); das schon gebaute, von drei Feuerflammen umgebene St. Michaels-Kloster deutet auf Engelerscheinung hin (oben links); der Bischof von Turin Amizone zieht von Avigliana aus zum Kirchlein hinauf, aber er findet es schon von Engeln geweiht (unten rechts); Graf Ugone von Montboissier zieht mit seinem Gefolge von Susa in Richtung Pirchiriano, um das Kloster zu gründen (links unten).
KREUZABNAHME UND TOTENPREDIGT (1505-1510)
Die Kreuzabnahme Christi ist auf dem Pfeiler des Alten Chores gemalt, die Figuren sind vom selben Charakter inspiriert, wie die der Grablegung.
Im unteren Teil ist die Toten-Predigt dargestellt: zwei Toten-Skelette fordern über Spruchbänder (eines in Latein und eines in Alt-Französisch geschrieben) eine Gruppe von Gläubigen auf, für die Toten zu beten und nachzudenken, dass der Tod jedem bevorsteht.